Interview mit Maren

Es war einmal ein kleines blondgelocktes Mädchen, das träumte davon, mit ihrem Pony über die Graswege ihres Heimatdorfes in Südniedersachsen zu galoppieren

Im Gespräch mit Maren:

Wie bist du auf die Idee gekommen, kuhkuscheln anzubieten?

Wenn wir mit unseren Rindern zum Auslauf gehen, sind wir oft angesprochen worden, öfter, als wenn wir mit unseren Pferden gehen. Viele Kinder wollten einmal eine Kuh oder ihr Kalb berühren. Als unsere Nikki im Dezember 2019 geboren war, bekam sie so viel Besuch, dass wir es schon reglementieren mussten. Für uns ist es selbstverständlich, aber die meisten Menschen haben ja gar keine Möglichkeit, diese wunderbaren Tiere von nahem kennenzulernen. Nur, weil wir ja ein sehr kleiner Hobbyhof sind, sind unsere Tiere so ungewöhnlich zahm. Zum Beispiel: Unsere Kühe geben Fuß, weil wir ja keinen Klauenstand haben. Aber die Klauen mussten ja auch gepflegt sein. Also lernten unsere Rinder, Fuß zu geben.

Ihr habt ja auch Pferde. Wie lange machst du das schon?

Seit über 4 Jahrzehnten habe ich eigene Pferde. 2005 haben eine Freundin #freundinfürimmer und ich unseren eigenen Stall in Dransfeld an anderer Stelle selbstständig aufgebaut. 2010 konnten mein Lebensgefährte und ich den Flütjerhof in Dransfeld erwerben. So konnten die Pferde dann hierherkommen.

Was qualifiziert dich?

Ich habe Trainerlizenzen im Reitsport, im Trainer B Breitensport haben wir auch Reiterspiele und spielerischen Umgang mit dem Pferd gelehrt bekommen. Die Trainer A Lizenz, der Amateurreitlehrer, habe ich seit 2003. Darin bilde ich mich jährlich fort.

Bist du mal Turniere geritten?

Ursprünglich komme ich aus der Königsdisziplin, dem Vielseitigkeitssport. Nach einem Unfall 1996 bei den Landesmeisterschaften durfte ich diesen nicht mehr so ausüben. Danach bin ich einige Jahre im Distanzsport unterwegs gewesen. Mein größter Sieg waren 120 km im internationalen Wettkampf der zweite Platz in der Gesamtwertung, meine Orofene xx war damit Deutschlands schnellstes Pferd. Somit hatten wir den ersten Platz für Deutschland.

Warum machst du das nicht mehr?

Der Distanzsport ist sehr zehrend. Aus Rücksichtnahme auf die Gesundheit meiner Pferde bin ich dann ausgestiegen. Außerdem kostet das Training sehr viel Zeit.

Also hattest du zuerst die Pferde. Wie bist du auf die Kuh gekommen?

Wir waren im Urlaub in der Schweiz. Dort sahen wir die Bergkühe direkt auf die Weiden auf den Almen. Mit dem Muhen und den Kuhglocken, die ich unglaublich beruhigend finde, sind wir eingeschlafen und wieder aufgewacht. Die sanften Bergkühe haben es mir angetan. Seitdem wusste ich, irgendwann möchte ich eine braune Kuh. Wie die aus der Schweiz. Am liebsten mit Glocke (lacht).

Du hast hauptsächlich Jerseys. Die sind ja nun nicht direkt von den Bergen! Wie kommst du auf sie?

Das kam von einem Urlaub auf Fehmarn. Wir holen uns gerne die Milch direkt vom Milchbauern. So auch auf Fehmarn. Und da sah ich in einem Kälberstall das entzückendste Kalb der Welt. Ich habe mich sofort in es verliebt. Der Bauer erklärte mir, dass es ein Jerseykalb wäre. Ich habe versucht, ihn zu überzeugen, es mir zu verkaufen, aber er hat mich nur ausgelacht. Er hatte noch die Großmutter in seiner Herde laufen, auch wenn sie keine Milch mehr gab, und gab ihr das Gnadenbrot.

Und wie ging es weiter?

Naja, zurück auf dem Campingplatz habe ich im Internet nach einem Jerseykalb gesucht. So fand ich Ella – und dabei stand ein kleines braunes krankes und verängstigtes Kalb, welches ich aus Mitleid mitgenommen habe. Daraus ist unsere schöne schwarze Mia geworden. So liefen seit 2016 unsere Kälber mit bei unseren Pferden auf den Weiden herum. Aus unseren Kälbern sind jetzt selber Mütter geworden.

Was motiviert dich jeden Tag, die viele Arbeit auf dich zu nehmen?

Wenn das gesamte Team Fluetjerhof und alle Helfer kommen, wenn es nötig ist – zum Beispiel als die Pandemie startete, waren alle sofort da und noch vor der Kontaktsperre packten alle mit an, was zu tun war. Wenn meine Kühe zu mir kommen und gekrault werden wollen, wenn sie zufrieden zusammen liegen und wiederkäuen, das gibt mir Kraft. Wenn meine Pferde neugierig mit ihren Nüstern an mir rum schnuffeln, im Zusammensein mit Gleichgesinnten die Freude teilen – das gibt doppelte Freude. Der Sommerduft von Heu ist eingefangenes Sonnenlicht, der mitten im Winter an T-Shirt und Wärme erinnert. 

Was begeistert dich?

Im Rhythmus mit der Natur zu sein, das Gefühl, etwas Gutes machen zu können, das etwas bewirkt.

Was ist deine Vision?

Meine Vision ist der von einer besseren, heileren Welt – unser Paradies mit unseren Kunden und Klienten teilen. Kein so-tun-als-ob mit vielleicht passenden Illusionen. In Wertschätzung zusammen sein mit anderen Menschen und insbesondere auch mit unseren Nutz- und Haustieren. Auch sie haben Gefühle, sind genervt, fröhlich, hungrig und unglaublich neugierig.

Warum seid ihr und eure Tiere besonders geeignet für euer Projekt?

In 2015 erkrankte ich an Burn-Out. Im Genesen von der Krankheit fand ich die Stärken hier in unserem Hof. Ich bin seitdem, ehrlich gesagt, empfindlicher geworden. Die Tiere haben mir geholfen, da wieder aus dem Tal zu kommen. Im Zusammenspiel von Fachwissen über unsere Tiere, ihre Bedürfnisse, ihre Geschichten, unserer Geschichten, der Begeisterung über die Wunderwelt unserer tierischen Begleiter, ihre täglich wechselnden Geschichten und die vielfältigen Erlebnisse werden auch die Welt unserer Klienten verschönern und ihnen einmalig schöne Erlebnisse schenken.

Danke dir für das Gespräch, Maren!